Rassismus widersprechen
03. Dez 2014
Zum Abschluss der 4. bundesweiten Ost-West-Konferenz der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus am 28./29.11.2014 erklärt der Sprecher_innenrat der Bundesarbeitsgemeinschaft:
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirchen und Rechtsextremismus hat ihre Arbeit für 2014 unter das Motto „Rassismus widersprechen, denn vor Gott sind alle gleich“ gestellt. Die Aktualität dieses Mottos zeigt sich derzeit täglich: Wöchentlich gibt es rassistische Proteste gegen Flüchtlinge und deren Unterbringungen in Ost- und Westdeutschland gleichermaßen – in Berlin-Marzahn, wie in München, Dresden und Duisburg. Seit dem Sommer vergangenen Jahres hat die Anzahl gewalttätiger Angriffe auf Flüchtlinge sowie die der rassistischen Hetze gegen Geflüchtete und Asylsuchende deutlich zugenommen.
Andererseits engagieren sich in vielen kleinen und großen Kommunen Menschen unterschiedlicher Herkunft sowie religiöser und politischer Überzeugungen in Willkommensinitiativen, die versuchen, sowohl die Situation der Geflüchteten zu verbessern, als auch sich den Protesten gegen die Flüchtlinge und deren Unterkünfte entgegenzustellen. Vielerorts gibt es ermutigende Beispiele in katholischen und evangelischen Kirchengemeinden.
Die Zunahme der Zahl von Asylsuchenden ist Folge von zunehmenden weltweiten Konflikten sowie ökologischen und ökonomischen Krisen – und erinnert uns an unsere Verantwortung als Christen und zivilgesellschaftlich Engagierte: Die christliche Nächstenliebe, die auch eine „Fernstenliebe“ ist, verlangt eine klare Haltung – an der Seite der Verfolgten und Bedrohten für Menschwürde einzutreten und politisch Verantwortliche daran zu erinnern, dass Deutschland und Europa historisch und aktuell eine Verantwortung für Flüchtlinge haben.
Wir sind über den Schulterschluss zwischen neonazistischen Strukturen, der Hooliganszene und kriminellen Rockerbanden besorgt, aus denen sich ein neuer Nährboden für rechtsextremen Terror entwickeln kann.
Wir sind entsetzt darüber, dass auch Teile des bürgerlichen Milieus sich an rassistischen Aufmärschen und Aktionen beteiligen Diese Entwicklung wird geprägt durch islamfeindliche Hetze.
Daher fordern wir als BAG K+R:
- Von Politikerinnen und Politikern aller
demokratischen Parteien erwarten wir einen veränderten Blick auf den Umgang mit
Flucht und Migration. Deutschland ist ein Einwanderungsland. Dieses muss
letztlich zu einer Neustrukturierung aller in diesem Bereich beteiligten
Politikfelder führen. Dabei darf es nicht mehr nur um Flüchtlingsnothilfe
gehen, sondern um ein dauerhaftes Konzept einer offenen Gesellschaft, die auf Integration
und Inklusion angelegt ist.
- Die politische und gesellschaftliche Ausgrenzung
von Flüchtlingen und Asylsuchenden mittels integrationshemmender Regelungen und
Verfahren muss beendet werden. Sie steht der oft wiederholten Aufforderung an
die Zivilgesellschaft, eine Willkommenskultur zu schaffen, entgegen und macht
diese Aufforderung wenig glaubwürdig. Wir brauchen ein gesellschaftliches Klima
des Willkommens und des Miteinanders, und nicht eine Problematisierung und
Kriminalisierung einzelner Flüchtlingsgruppen. Faire Asylverfahren,
menschenwürdige Unterbringung und Integrationsleistungen sind zuallererst
Aufgabe des Staates. Die Zivilgesellschaft ist aufgerufen, praktisch am
gesellschaftlichen Konsens für die Aufnahme und Integration der Flüchtlinge zu
arbeiten!
- Beides ist Voraussetzung für eine nachhaltige
Bekämpfung von rassistischen Vorurteilen oder rechtspopulistischen Kampagnen.
- Dazu bedarf es einer starken Zivilgesellschaft, die
Hauptakteur bei der Umsetzung von Willkommenskultur und der Entwicklung einer
neuen Kultur des Zusammenlebens ist. Ebenso wird die Auseinandersetzung mit
rassistischen Kampagnen von der Zivilgesellschaft in starkem Maße getragen.
Deshalb ist die seit langem von Politik und Kirche geforderte Aufstockung und
Verstetigung des Bundesprogramms Demokratie leben auf 70 Mio. Euro und
die Stärkung von Strukturen umzusetzen.
- Es geht um einen Paradigmenwechsel in Deutschland
und Europa. Die Flüchtlingsbewegungen aufgrund von Krieg und Klimawandel werden
nicht abnehmen und Europa wird nicht Festung bleiben können und dürfen. Es
gilt: Mehr Freizügigkeit wagen, Werben für einen gesellschaftlichen Konsens für
eine offene Gesellschaft, die auf Dauer um weltweite
Flüchtlingsbewegungen und ihre Verantwortung weiß.
- Wir fordern die Kirchen auf, ihr gesammeltes Wissen
aus Entwicklungszusammenarbeit, Flüchtlingsbegleitung und dem ökumenischen
Zusammenwirken der Kirchen weltweit in diesen Wandlungsprozess entschieden
einzubringen, sich für eine ausreichende Finanzierung der Arbeit und der
Flüchtlinge durch den Bund einzusetzen.
Rassismus widersprechen, denn vor Gott sind alle gleich
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Rassismus
Rassismus geht uns alle an - gerade in der Kirche. pax christi fordert auf: Wider den "normalen" Rechtsextremismus - den kleinen Terror des Alltags.